Preisträger 2013 Foto – Fotostipendium
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Sven Döring
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Der Salt Creek ist in normalen Jahren vom Shasta Lake überflutet und ein beliebtes Wassersportgebiet. Durch die mehrjährige Dürre in Kalifornien liegt die Wasseroberfläche des Shasta Lakes mehr als 30 Meter unterhalb seiner Uferkante. Die meisten Seitenarme sind gänzlich ausgetrocknet. Der Shasta Lake ist mit 12.000 Hektar Fläche und einer Kapazität von 4,552 Millionen Acre feet der größter Stausee Kaliforniens. Der Shasta Damm wurde von 1935 bis 1945 gebaut und staut den Sacramento. Er ist Teil des Central Valley Projects, dass die Landwirtschaft im Central Valley mit Wasser versorgt.
(1 acre feet ist die Menge Wasser, die einen Acre Land einen Fuss tief bedeckt und entspricht 1233,48 m3)
Blick von der Brücke des Oroville-Quincy Highway in einen ausgetrockneten Canyon des Lake Oroville. Durch die mehrjährige Dürre sank der Wasserspiegel des zweitgrößten Stausees Kaliforniens um etwa 60 Meter. Der Lake Oroville ist der wichtigste Stausee des State Water Projects, das Trinkwasser für etwa 25 Millionen Menschen und für 750,000 Acres Farmland in Kalifornien bereitstellt.
Mandelernte auf der Farm von Matt Efird südlich von Fresno. 82 Prozent aller Mandeln der Welt kommen aus dem Central Valley. Obwohl Mandeln extrem viel Wasser benötigen, etwa 5 Liter für eine einzige Frucht, dehnen sich die Plantagen im Central Valley immer weiter aus. Denn Mandeln sind hochprofitabel. Trotz der durch die anhaltende Dürre hohen Bewässerungskosten liegt der jährliche Gewinn pro Acre Mandeln zwischen 3000 und 5000 Dollar. Mandeln werden voll mechanisch geerntet und erfordern einen geringen Arbeitskräfteeinsatz, was die Kosten im Vergleich zu Obstplantagen niedrig hält.
Durch die massive Grundwasserentnahme während der mehrjährigen Dürre sind die Grundwasserspiegel in vielen Teilen des Central Valley deutlich gesunken. Mit dem Wasserspiegel senkt sich auch das Land. Auf einer Fläche von 3100 Quadratkilometern (größer als das Saarland) sinkt der Boden im San Joachim Valley um bis zu dreißig Zentimeter pro Jahr. Die Folge sind beschädigte Häuser, Brücken und Straßen. Vor allem aber leidet die sensible Infrastruktur der Bewässerungskanäle und Aquädukte. Die sinkenden Böden zerstören dieses fragile System mit hohen Folgekosten für das ohnehin überschuldete Kalifornien und und führen zu zusätzlichem Wasserverlust.
Das California Aqueduct ist Teil des State Water Project und besteht aus einer Kombination von Kanälen, Tunneln und Pipelines, sowie mehreren Pumpwerken. Das System dient dazu Wasser aus dem Gebirgsgebiet der Sierra Nevada in Nordkalifornien in den trockeneren Süden zu leiten. Das Kanalsystem beginnt am Sacramento-San Joaquin River Delta und endet nach 1129 km Länge in Südkalifornien.
Mit der anhaltenden Dürre hat ein Wettlauf um das Grundwasser begonnen. Immer mehr und immer tiefere Brunnen werden in die Aquifere getrieben. Überall sieht man Bohrtrupps, die hunderttausende Dollar teure Tiefbrunnen bauen und die kaum den Anfragen hinterher kommen. aktuell beträgt die Wartezeit für einen Brunnen etwa 1,5 Jahre. Das Wasser, das jetzt gehoben wird, ist zwischen 2.000 und 13.000 Jahren alt und der Verbrauch doppelt so hoch wie die Menge, die durch Regen und Schmelzwasser wieder aufgefüllt wird. Erst im September 2014 wurde ein Gesetz erlassen, dass es der Regierung in Kalifornien erstmals erlaubt Daten über die Entnahme von Grundwasser zu erheben. Bisher galten diese Daten als Geschäftsgeheimnisse. Von einer Regulierung der Grundwasserentnahme ist Kalifornien aber noch weit entfernt und selbst das Monitoring wird erst ab 2020 wirksam.
Trotz der mehrjährigen Dürre werden im Kalifornien laufend neue Mandelplantagen gepflanzt. 82 Prozent aller Mandeln der Welt kommen aus dem Central Valley. Mandeln brauchen extrem viel Wasser, etwa 5 Liter für eine einzige Frucht, und müssen das ganze Jahr hindurch bewässert werden. Dadurch machen sie Bauern in Dürreperioden weniger flexibel als einjährige Pflanzen, die auch mal brach liegen können, wenn nicht genügend Wasser vorhanden ist. Aber Mandeln sind hochprofitabel. Damit sind sie nach Ansicht vieler Bauern und der zahlreichen Investoren, die in den vergangenen Jahren vermehrt Geld in der Landwirtschaft anlegen, das perfekte Produkt für das Central Valley. Hier ist Ackerland mit mehr als 30.000 Dollar pro Acre so teuer, dass sich nur extrem profitable Produkte im Anbau lohnen.
Marcella Ramirez lebt seit neun Jahren allein in ihrem Trailer in East Porterville. Sie macht sich Sorgen, dass sie umziehen muss, weil der Brunnen auf dem Grundstück auf dem ihr Trailer steht trockengefallen ist und der Besitzer sich keinen neuen Brunnen leisten kann. Es ist aber illegal Wohnraum ohne Wasseranschluss zu vermieten. Dürre wird oft als „Silent Killer“ bezeichnet, weil sie anders als andere Naturkatastrophen nicht mit einem plötzlichen Ereignis, sondern schleichend beginnt. Mittlerweile ist mehr als 900 Haushalten im Raum East Porterville das Wasser ausgegangen. In der Gegend gibt es viele Mandelplantagen mit Tiefbrunnen, mit denen die kleinen Brunnen der Privatleute nicht mithalten können.
Macario Beltram fährt mehrmals pro Woche zur örtlichen Feuerwehr in East-Porterville um zusätzliches Wasser in Fässer zu füllen, weil die wöchentliche Lieferung Notfallwasser nicht für die vierköpfige Familie reicht. Durch die Dürre hat die Familie ihre Ersparnisse aufgebraucht und droht jetzt ihr Haus zu verlieren. Es könnte durch den fehlenden Wasseranschluss als unbewohnbar deklariert werden. Doch 20.000 bis 30.000 Dollar für einen neuen Brunnen können Macario und seine Frau Angelica trotz zweier Vollzeitjobs nicht auftreiben.
Mandelplantagen haben eine produktiven Lebenszyklus von etwa 20 Jahren. Zwischendurch müssen vereinzelte Bäume ersetzt werden, wenn sie durch die Ernte oder Schädlinge beschädigt wurden.
Kategorie Fotostipendium
Uwe H. Martin
Exposé: „Landrush“.
Martin überzeugte die Jury mit seinem Exposé zu einer Bildreportage über Georessourcen, Bodennutzung und moderne Landwirtschaft. Für sein zu „Landrush“ gehörendes Projekt „Dry West“ reiste der Fotojournalist nach Kalifornien, um die Auswirkungen der Dürre auf die dort lebenden Menschen zu dokumentieren.